Situation 2012 vor Ort
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09.08.2012, 19:21
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RE: Situation 2012 vor Ort
Am Dienstag bin ich zurück gekommen.
Liapades ist übrigens seit Wochen absolut ausgebucht. Zum "Leidwesen" der Griechen, die auch mit der Restauration noch etwas Geld verdienen müssen, derzeit von ca. 70% Osteuropäern, die quasi kein Geld in den Tavernen lassen, sondern sich komplett über den Lidl selbst verpflegen. Die Taxiboote hatten m. E. aber ordentlich zu tun (auch wenn ich dafür kein Geld ausgebe, sondern mich lieber selbst durch den Olivenhain aufmache zum Strand. ![]() Sofia, zu deiner Wortwahl hat Jens schon die passende Antwort gefunden. Ich setze mich auch gerne verbal mit politisch anders denkenden Menschen auseinander, aber ein bisschen Niveau sollte erhalten bleiben. Auswirkungen der Krise sind aber auch zu sehen, wenn man es sehen will: - Selbst in der Stadt stehen eine ganze Reihe von Läden leer - Immer mehr Menschen betteln (pardon: "verkaufen Taschentücher") - An der gesamten Ostküste südlich von Korfu steht recht viel leer - Von einem befreundeten Engländer hörten wir, dass dieses Jahr auch Kavos stark leiden soll. Die Gäste bleiben weg. Eine Freundin aus Athen schrieb zuletzt: "Es ist nicht so, wie es in den Medien dargestellt wird. Es ist noch deutlich schlimmer." Sie ist auch arbeitslos, ohne Aussicht auf einen Job. (Aber das betrifft Korfu nicht direkt). An der Grundeinstellung vieler Griechen ändert sich scheinbar auch nur durch großen Druck etwas. Immer wieder haben wir es erlebt, dass wir keine Rechnung für unser Essen erhalten haben. Wenn auch deutlich seltener als in der Vergangenheit. In den kleineren Läden ist die Auswahl deutlich geringer geworden, da sich die Ladenbesitzer nicht mehr trauen, sich so viel in die Regale zu stellen. Der Benzinpreis treibt einem die Tränen in die Augen. Die "Situation" auf Korfu ist also nicht rosa rot, aber für Touristen weiterhin absolut unbedenklich. Und die Insel immer einen Besuch wert. Schönen Gruß Elchi |
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15.08.2012, 22:59
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RE: Situation 2012 vor Ort
Yassu liebe Korfufreunde.
Haben seit Sonntag zwei sehr schöne Wochen in Acharavi hinter uns. Auch dort war es leider sehr leer,das kennen wir nicht so. Ein Teil der Geschäfte im Ort zu,steigende Anzahl von "Selbstversorgern" aus Südosteuropa. Ein Besuch in Kerkyra brachte dieselbe Erkenntniss. Bei Gesprächen mit Freunden,Bekannten und Gewerbetreibenden wurde die "hervorragende Arbeit von Politik und Bild" gewürdigt.Woher sollen die Einnahmen kommen wenn die Urlauber wegbleiben.Nur für die Griechen steigen d.Steuern oder neue Steuern werden eingeführt. Bravo,so kriegt man ein Land kaputt. Von Schuld wollte sich aber niemand freimachen,man steht zu gemachten Fehlern.Aber so kann es nicht weiter gehen. ![]() Die kleinen Leute sollen mal wieder die Zeche zahlen,das tut schon sehr weh was da abgeht. Fazit: Preise, außer Sprit, wie letztes Jahr. Leute wie immer sehr lieb und freundlich(auch wenn man nichts kauft). Nächstes Jahr gehts zum 10.Mal ![]() und wir hoffen,daß es endlich wieder aufwärts geht. Kalinichta |
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20.09.2012, 01:32
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RE: Situation 2012 vor Ort
Hallo liebe Freunde, am Samstag gehts los auf unsere Insel, zum 2. Mal in diesem Jahr. Ich bin schwer beim Packen und voller Vorfreude, wie immer.
Von meiner auf Korfu lebenden Freundin weiß ich, daß die Saison soo toll nicht gelaufen ist und die Angst vor der Zukunft bei den "kleinen Leuten" wächst stetig... Mal schaun, was es in Moraitika so Neues gibt, hoffentlich auch positives. Viele Grüße von traudel |
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20.09.2012, 14:09
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RE: Situation 2012 vor Ort
calimera an alle,
ich war Mitte August wieder für 14 Tage da. Mein Domizil liegt im Osten (Dassia, privat) und muss sagen, dass der August wieder der stärkste Monat war. Jeden NachMittag und die meisten Abende im Restaurant am Meer full house. Auch das Gästehaus mit ca 20 Wohnungen war für drei Wochen komplett ausgebucht. Das hatten die sonst nicht. Jetzt wird nicht von "Mund zu Mund" vermietet, sondern professionell übers Internet. - Geht doch!! Viele Italiener und Griechen, ein paar Osteuropäer und wenige Enländer und nur im Hotel nebenan relativ viele Deutsche und Holländer. Das schien auch gut ausgebucht zu sein. Im August wars auch in der Stadt sehr lebhaft. Gestern sind die Flüge bei der "Deutsche Flügel" fürs nächste Jahr rausgekommen. Ich denke, ich werde nächstes meine Freunde dort wieder besuchen, wenn ich auch manchmal wirklich den Kopf schüttelln muss und immer noch nicht so richtig gerafft habe, was sie eigentlich wollen. "Gutes Geld" verdienen oder weniger und lieber am Tisch sitzen und quatschen wollen. Jetzt komm mir keiner, dass vom verdienten Geld nix übrig bleibt. Die Mentalität war vor 30 Jahren nicht anders als jetzt. ...aber dafür lieben wir sie ja auch ![]() ![]() Ich freu mich schon Gruß an alle daddau61 |
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22.09.2012, 18:53
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RE: Situation 2012 vor Ort
Also wir sind (leider) seit 1. September wieder zurück.
Unser Eindruck war, dass man überall freundlich und höflich behandelt wird. Jedoch, wenn man so wie wir die Insel etwas mit dem Mietwagen erforscht, muss man leider feststellen, dass viele Geschäfte, Tavernen, Zuckerbäcker und sogar Hotels geschlossen haben. Häuser und Grundstücke stehen zum Verkauf angeschrieben und wenn man mit den Bewohnern spricht, werden die Zukunftsaussichten generell nicht positiv gesehen. Unsere Rezeptionisten z.B. arbeitet 7 Tage die Woche zu je 11 Stunden und muss mit einer Gehaltseinbuße von € 400,- zurechtkommen. Sogar in Sidari, quasi der Touristenhochburg, ist es kein Problem abends einen Tisch in einer Taverne zu bekommen. Im Gegenteil sind die Lokale nur maximal zu 50% besucht. Daran sind vermutlich die vielen All Inklusive Hotels sowie die vielen Touristen schuld, die sich beim Lidl mit Nahrungsmitteln eindecken und ihren Gute Nacht Drink auf der Terasse vom Hotelzimmer genießen. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Situation wieder entspannt, denn die Leidtragenden sind (so wie immer und überall) die kleinen Leute. Die Plusius haben ihre Schäfchen ja schon längst im Trockenen. Gruß aus Wien, ein etwas trauriger und nachdenklicher Günter |
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23.09.2012, 08:33
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RE: Situation 2012 vor Ort
Hallo Günter, hallo zusammen, vor einigen Tagen sind wir von unserem diesjährigen Aufenthalt auf Korfu zurückgekehrt.
Natürlich war auch oft "die Krise" Inhalt der Gespräche, die ich mit meinen griechischen Freunden führte. In meiner Umgebung wurde die Situation schon als beschwerlich wahrgenommen - vor allem, was den verhaltenen Tourismus betrifft. Jedoch wurde mir auch erzählt, dass die tatsächlichen Ausmaße des Elends hauptsächlich in den großen Staädten (Thessaloniki, Athen) sichtbar seien. Tatsächlich habe ich nicht die Befürchtung, dass einer meiner Freunde verhungern müsste; aber eine Familie, die ich schon sehr lange kenne, bekommt die Auswirkungen volle Breitseite ab: Giagia und Papus Rentner; der Papus wurde einen Tag vor unserer Ankunft von einem anderen Papus mit Motorroller überfahren; jetzt liegt er im Krankenhaus, Hirnblutung, seither im Dämmerzustand. EIN Krankenpfleger betreut 45 Patienten. Nach 10 Tagen wurde dem Papus quasi der Hahn zugedreht: Infusionen wurden abgehängt. Kommentar des Arztes: Er ist jetzt stabil und muss von selbst anfangen zu essen und zu trinken. Mangels Pflegepersonal ist natürlich die Giagia 24/7 bei ihrem Mann. Sie bewältigt sämtliche Grundversorgung selbst, schläft auf einem Stuhl neben dem Krankenbett. Sie schafft es allerdings nicht, ihrem Mann mit dem Löffel mehr als 200ml Flüssigkeit täglich zu verabreichen. Trotzdem gibt es keinerlei Anstalten der Klinik, den Mann mit Flüssigkeit zu versorgen; "er muss es halt selbst schaffen". Die Motivation des Personals ist am Nullpunkt; monatelang kein Salär. Dem Sohn wurde im Winter vom Dimos gekündigt, dann Herzprobleme, jetzt teure Untersuchungen in Ioannina. Eine Familie mit wenig Eigentum, aber immerhin mit Hühnern und Ziegen, ein Leben am Minimum. Immerhin gibt es den Enkel: Lykeio vor einigen Jahren abgeschlossen. Jetzt Servitoros, 6 Monate Saison bei 700€/Monat plus Trinkgeld, dann Karten spielen.... vielleicht ne Fahrt nach Athen. Im Gegensatz dazu die Arbeitgeberfamilie des Enkels; auch schon sehr lange mit mir befreundet: 3 Brüder führen das Restaurant. Angegliedert, wie so oft einige Zimmer und Appartments, alles direkt am Strand. Die Jungs sind sehr gut organisiert, Qualität in Service und Küche stimmen. Von ihnen keinerlei Klage über die Situation. Überhaupt sind überall dort, wo die Qualität stimmt, wenig Klagen zu hören. Grob gesagt, die kompetenten Leute mit Eigentum kriegens hin. Zumindest dort vor Ort. Und da bin ich an dem Punkt, wo all mein Nachdenken über Wege aus der Krise immer hin mündet: Kompetenz. In meinen Jahren, die ich auf Korfu gelebt und gearbeitet hatte, war Kompetenz in den Bereichen, in die ich Einsicht hatte, nur rudimentär vorhanden. Egal ob Koch oder Fischer, Landwirt oder Bauunternehmer. Sie alle hatten ihr wissen von Hörensagen und Learning by doing. Ein Bildungssystem im handwerklichen Bereich war zwar vorhanden, wurde jedoch nur von einem Bruchteil der später in Handwerk und Agrarberufen tätigen Leute wahrgenommen (Ausnahme Elektriker). Da ich mich damit etwas intensiver gedanklich beschäftigt habe, kurz die Situation der Fischer: Kaum Fisch, Durchschnittsfischer (10-15m-Kaiki, 5km Stellnetz) leben am Minimum. Sie kennen alle die Plätze, wohin sich die letzten Fischchen verzogen haben, sie sind extrem geschickt darin, Fische aus dem Netz zu dröseln, legen und holen in Rekordgeschwindigkeit. Sie erkennen das Wetter am Wolkenduktus. Aber sie haben null Ahnung von der Fortpflanzungsbiologie ihrer Brotfische. Sie kennen kaum Zusammenhänge, haben kein Hintergrundwissen zu den Phänomenen, die sie wahrnehmen. Also zerstören sie ihre Lebensgrundlagen so völlig sinnlos und ohne Weitblick. Denn es geht ja hier nicht nur um die Menge der zu fangenden Fische, sondern um noch ganz andere Perspektiven, die intakte Ökosysteme den Bewohnern eröffneten: Tauch-, Angel- und Ökotourismus. Da steckt ja noch deutlich mehr drin als in jeglicher Fischerei. Denn in der Frischfischversorgung habe die Fischfarmen (Dorade und Wolfsbarsch) den klassischen Fischern längst den Rang abgelaufen. Es ist nicht so, dass die Leute sich nicht dafür interessierten, sich Hintergrundwissen anzueignen. Es gibt wohl einfach zu wenig Zugang. Die Literatur jedenfalls, die ich dieses und letztes Jahr dabei hatte, war im nu vergriffen.... So weit meine spontanen Eindrücke und Gedanken... Günter, du schreibst: "Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Situation wieder entspannt,.." Mir klingt das zu passiv, aus meiner Sicht müsste es heißen: Bleibt nur zu hoffen, dass endlich ein Ruck durch die griechische Gesellschaft geht. Und da sehe ich eher fast schwarz. Es müsste genau an der Basis investiert werden: In ökonomisches, technisches und ökologisches Know-How für die breite Masse der Handwerker und Gewerbetreibenden. Denn die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten des Landes sind eingeschränkt. Weite Teile des Landes sind für eine industrielle Entwicklung nur beschränkt geeignet. Die Perspektiven liegen m.E. eher in der "kleinteiligen" Wirtschaft: qualitativ hochwertiger Tourismus und ökologische Landwirtschaft mit genossenschaftlicher Vermarktung. Förderung aber erfahren die, die wissen, wo und wie man aus der EU Gelder abzapft, und das sind in der Regel die, die selbst in der Politik sitzen, oder zumindest eng mit der Politik verflochten sind. Das sind die, die Tourismus und Landwirtschaft als Industrie betreiben und nicht als Handwerk. KMU und Mittelstand werden bisher nicht unterstützt und das wird auch wohl nicht eintreten. Es ist, wie bei uns nach der Wende, wo sich Politiker bevorzugt bei Projekten ablichten ließen, wo mindestens 100 Millionen Mark versenkt wurden... Was hätte man damit den Handwerkern, Gewerbetreibenden und mittelständischen Unternehmen im Osten unter die Arme greifen können... Aber Gigantomanie scheint in der Politik Mode. Groß, schnell entschieden und ohne Weitsicht. Da haben sich die griechischen Politiker sicher einiges von unseren abgeguckt - und umgekehrt, wenn man sieht, welche Ausmaße der Lobbyismus in den vergangenen 30 Jahren angenommen hat. Ein reiches Land wird aus Griechenland nicht werden, aber es kann doch wieder wertvoll werden als Wohlfühl-, Bade- und Genuss-Oase für Europa. Man sehe mir den politischen Exkurs nach. Grüße, Andreas afbaumgartner, registriertes Mitglied von Andis Korfu Forum - Treffpunkt von corfu.de seit 11.8.11. |
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26.09.2012, 23:17
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RE: Situation 2012 vor Ort
Hiho,
da kann ich Andreas nur beipflichten. Nach meinem ersten - und wohl fürs erste auch letzten Aufenthalt - auf Corfu fällt das Resümee doch eher verhalten aus: Super schöne Landschaften, super nette Einheimische - leider lassen diese ihre Insel total verkommen. Da am Pool liegen und sich braten lassen nicht so unser Ding ist, haben wir den Mietwagen von DriveCorfu (sehr netter Laden btw. ![]() Gut, dass Kavos keine Augenweide ist konnte ich mir vorher fast denken. Was uns aber sonst so auf der Reise unterkam stimmte uns dann doch irgendwie traurig. Wie kann man diese herrliche Landschaft nur so zumüllen? Es gab zwar immer mal wieder lichte Augenblicke, aber trotzdem find ich es einfach nur hart, mit welcher Selbstverständlichkeit manchen Leute ihren Müll vom Pickup aus neben die Straße kippen. Überhaupt war ich doch sehr erschrocken wie unbekümmert und leichtfertig man hier sowohl mit der Umwelt als auch mit seiner eigenen Gesundheit umgeht. Wieso zum Geier heizt egtl. ein Großteil der Zweiradfahrer - oft mit schrottreifen Gefährten - ohne Helm durch die Gegend? Soviele Krankenhäuser kamen mit auf der Insel nicht unter, und von den "24h Surgery", von denen in Kavos in jeder Straße ungefähr fünf standen, würde ich mich nur ungern versorgen lassen. Oder täusche ich mich da und es warten darin hochspezialiserte Chirurgen auf die Unfallopfer? ![]() Wieso verkauft man den Touristen "Old Perithia" als Geisterstadt, wenn der Ortskern aus ebensovielen neuen Tavernen wie verfallenen Häusern besteht und die Einheimischen fröhlich mit dem PKW durchgondeln und sich zuwinken. Gruslig war dagegen, dass kein Mensch in den Lokalen einkehren wollte. Vlt. rennen die Touristen ihnen im Hochsommer die Bude ein oder werden von Reiseleitern provisionsbedingt mit Bussen angekarrt? Und noch etwas, was mir im Hotel, am Flughafen und irgendwie in allen Tavernen von Boukari bis Afionas aufgefallen ist: Ich weiß nicht, ob es sich einfach noch nicht überall rumgesprochen hat - aber man kann die Perlatoren an den Waschbecken austauschen. Finds tierisch ätzend wenn man nach dem Toilettengang mehr Wasser ans Hemd als auf die eingeseiften Hände bekommt ... Was bleibt sind Erinnerungen und viele Fotos an ein paar sehr schöne Tage in einer herrlichen Umgebung, bei durchweg freundlichen Menschen und hervorragendem Essen in allen besuchten Tavernen zu einem fairen Preis. Ein zweiten Besuch werde ich mir aber wohl zumindest für die kommenden Jahre ersparen, weil ich es einfach eine Sauerei finde, dass man so ein herrliches Fleckchen Erde so verkommen lässt. Diesen Konsens teile ich z.B. mit den Schwiegereltern, die vor zwei Wochen zum Dritten und wohl auch letzten Mal auf Corfu waren. Von anderen Reisenden, die sich ebenfalls die Mühe gemacht haben, ihren all inclusive Tempel zu verlassen, hörten wir sehr ähnliche Eindrücke. Schade schade, mit etwas Einsatz könnte hier sehr viel bewegt werden. So bin ich jedoch sehr skeptisch, schließlich kommen Touristen nicht von alleine und wollen auch etwas geboten bekommen. Da gab uns letztes Jahr z.B. Andalusien, für nur ein paar Euro mehr doch ein deutlich besseres Gefühl. |
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27.09.2012, 11:51
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RE: Situation 2012 vor Ort
Hallo Phobos,
herzlichen Glückwunsch zu Deinem erfrischend kritischen Beitrag. ![]() Auch ich sehe nicht nur die schönen Seiten Griechenlands, sondern auch die weniger schönen. Die von Dir angesprochenen negativen Seiten dürften mit der inneren Einstellung vieler Griechen im engem Zusammenhang stehen: "Das ist unser Land und wem es nicht paßt, der braucht nicht zu kommen." Ich fürchte jedoch, Du wirst harsche Kritik der "Rosa-Brille-Fraktion" erhalten! Nimms wie der Grieche: "Isui!" - Es ist wie es ist. ![]() Grüße Jens Life is to short to drink bad wine and to smoke bad cigars |
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27.09.2012, 13:57
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RE: Situation 2012 vor Ort
Hallo zusammen,
wollte 'mal meine, zugegeben subjektive, Meinung äußern (ohne Rosa-Brille ![]() Zu meinen Korfu-Erfahrungen; ich war 2003, 2004 und jetzt Ende August/Anfang September hier in Korfu, jeweils in Acharavi. Zur Sitauation: Ich persönlich habe keinen großen Unterschied, weder in der Auslastung (Flugzeug und Hotel waren voll), noch in der Anzahl von leerstehenden Lokalen/Geschäften, sei in Acharavi oder Korfu-Stadt, gesehen. Diese leerstehenden Lokale gab es z. T. schon vor 8-9 Jahren. Vor einigen Lokalen gab es aber auch Gäste, die auf freie Plätze warten mussten. Wie gesagt, subjektiver Eindruck, nicht messbar. Zum Eintrag von Phobos; ich sehe da ein paar Punkte anders, vor allem im Hinblick auf die Verursacher. - Müll. Ist definitiv ein Problem! Aber da "helfen" die Touristen kräftig mit, weil auch sie es bequem finden, z.B. bei jedem Einkauf kostenlose Plastiktüten zu bekommen, statt wie daheim den Stoffbeutel mitzunehmen. Mittlerweile gibt es aber auch schon unterschiedliche Müllbehälter, die eine Mülltrennung erlauben. Konsequenterweise müsste dies dann aber in den Hotel- oder Appartementzimmer auch geschehen. Und ob das funktioniert, bei der doch sehr bunten Mischung aus ganz Europa ... - Helm. Klar gibt es in Griechenland Helmpflicht. Doch die Quads, die auf der Insel rumdüsen, werden in der Mehrzahl von Touris benutzt und da strebt die Helmquote ebenfalls gegen null. - Geisterstadt Ich weiß nicht, woher deine Info kam, aber in meinem Reiseführer (National Geographic) steht es genau so drin. Nämlich, dass der Ort z. Zt. wiederbelebt wird, mit Tavernen und Künstlern. Bei unserem Besuch (ca. 16:00 Uhr waren die Tavernen nicht leer (nur die erste am Eingang), weiter hinten saßen etliche Gäste, aber nicht aus Reisebussen! Ich wiederhole, das war meine subjektive Meinung. Nix für ungut. Uns hat es trotz der gewissen Mängel auf Korfu gefallen und wir werden sicher 'mal wieder kommen. Jürgen ![]() |
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07.10.2012, 19:33
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RE: Situation 2012 vor Ort
Hallo Phobos,
es ist sicher nicht alles falsch, was Du schreibst, aber m. E., wie auch Jürgen schon angemerkt hat, etwas zu undifferenziert. Die negativen Dinge, die zweifelsohne auch erwähnenswert sind, sind nicht ausschließlich auf griechischen Mist gewachsen. Und ich kann sagen, dass sich einige Dinge, die Du ansprichst, in den letzten Jahren bereits deutlich verbessert haben. Auf Müllentsorgung wurde noch vor einigen Jahren nicht wirklich Wert gelegt. Inzwischen gibt es die Möglichkeit zur Mülltrennung. Zur Gewinnung erneuerbarer Energien werden derzeit großflächige PV-Felder installiert Ob ein Grieche mit oder ohne Helm fährt, ist mir wirklich absolut egal. Ist sein eigenes Leben, mit dem er spielt. Über Wasserspritzer auf der Kleidung rege ich mich bei 30-35 Grad Celsius auch nicht wirklich auf. Auch wenn Dein Nickname wirklich schon sehr auf Phobie hindeutet, nächstes Jahr wieder viel Spaß im ökologischen und ökonomischen Musterländle Spanien. ![]() Schönen Gruß Elchi |
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07.10.2012, 22:18
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RE: Situation 2012 vor Ort
Guten Abend,
ich gehe voll und ganz mit Elchi und Jürgen einig. So sehe ich es auch und es ist mir wurscht, ob ich nun zu den rosa-roten Brillenträgern zähle. Nehme in Anspruch mitreden zu können. Ich spreche die Sprache und bin jährlich 4 - 5 Monate in Griechenland. Vorzugsweise in Korfu, aber auch immer einige Wochen in Piräus. Oft denke ich, was für ein Glück, hier geboren zu sein. Was ja doch mehr oder weniger Zufall ist. Oder? ![]() Euch eine gute Woche. Gruß Ulla Keiner ist so verrückt, dass er nicht einen Verrückteren findet, der ihn versteht. (F. Nietzsche) |
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12.10.2012, 00:23
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RE: Situation 2012 vor Ort
Hallo ihr Lieben,
gestern sind wir nach 2 Wochen Korfu wieder in Basel gelandet. Ich hatte ja schon einen Zwischenbericht von Korfu aus geschrieben. Wir waren im Mai das letzte Mal auf der Insel. Wir wurden wie immer sehr sehr freundlich aufgenommen. Folgendes ist uns dieses Mal aufgefallen: Wir hatten einen PKW und sind wie sonst auch kreuz und quer durch die Insel gefahren. Der Straßenverkehr hat merklich abgenommen und das hat nichts oder sehr wenig mit dem Tourismus zu tun. Schuld daran sind die sehr sehr hohen Treibstoffpreise. Man fährt nur noch wenn es unbedingt sein muß. Superplus haben wir z.B. für 2,08 Euro gesehen. Viele viele Orte sind inzwischen wie ausgestorben. Auch die, die mit dem Tourismus nichts zu tun haben. Manche Dörfer haben inzwischen auch keine kleinen Geschäfte mehr vor Ort. Wie die Leute sich da versorgen blieb uns verborgen. Uns ist aufgefallen, dass viele Familien inzwischen ihre Gärten zu Nutzgärten ausbauen und sich auf Selbstversorgung einstellen. In manchen Gebieten werden uralte Olivenbäume gefällt. Das Holz wird verkauft und zur Herstellung von Grillmaterial verwendet. Wir haben auch Leute gesehen, die in unfertigen Häusern wohnen. Häuser - voll möbeliert - ohne Außenwände. Das haben wir mehrmals gesehen. Wie wird es diesen Leuten im Winter ergehen? Wir haben einige enge Freunde auf Korfu mit erwachsenen Kindern. Die "Kinder" versuchen Arbeit zu bekommen - es gibt keine. Zwei davon versuchen nun ihr Glück in Schottland. Was uns sehr aufgefallen ist: es gibt in vielen Tavernen inzwischen Kassenquittungen über den Verzehr. Bis jetzt kannten wir oft nur die Rechnung aufgeschrieben auf der Papiertischdecke. Viele Tavernen haben die Preise für ihre Gerichte gesenkt. Man fragt sich wie sie damit zurecht kommen. Wir hatten ja jetzt den direkten Vergleich zwischen Mai/Juni und jetzt September/Oktober. Ok, man kann jetzt sagen, wir waren zum Ende der Saison da, trotzdem, die Lage ist merklich schlechter geworden und das hat nichts mit dem Ende der Saison zu tun. In den Tavernen schaltet man die Fernseher nicht mehr an - man mag keine Nachrichten mehr sehen - das hat man uns des öfteren gesagt. Zum Besuch von Angela Merkel hat man 8000 Polizisten zusammengezogen. Kurz davor hat man das Gehalt eines Polizisten von 900 auf 760 Euro gesenkt. Ein Freund von uns zahlt für 2 Zimmer einfachster Ausstattung 450 Euro warm. Wie soll das denn alles enden? Wie immer müssen die "Kleinen" die Zesche zahlen. Ich habe meine rosarote Brille abnehmen müssen - mache mir sehr große Sorgen. Ich habe hier jetzt berichtet, was ich gesehen habe. Das mag sehr subjektiv sein - für mich hat es sich genau so dargestellt. Ich habe vorher schon erwähnt, dass mein Mann planespotter ist - also dass er Flugzeuge fotografiert. An seinen Listen kann man sehen - das Flugaufkommen wurde in diesem Jahr sehr sehr starkt reduziert. Sehr sehr schade - Griechenland braucht Touristen und wir werden immer wieder nach Korfu fliegen. Mia, registriertes Mitglied von Andis Korfu Forum - Treffpunkt von corfu.de seit 22.8.11. |
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12.10.2012, 19:29
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RE: Situation 2012 vor Ort
Hallo Mia,
dein Bericht ist sehr realistisch. Dass es den "kleinen" an den Kragen geht und deshalb deren Wut gegen (insbesondere) deutsche Politiker(innen) verständlich ist, habe ich ja schon des öfteren ausgeführt. Auch wenn unsere Wendehälsin nun versucht hat, auf gut Wetter zu machen. Eines bleibt aber festzuhalten: Solange die Griechen nicht an das Geld und die hinterzogenen Steuermilliarden der Oberschicht gehen, wird sich nichts grundlegendes ändern. Eine Besserung kann dann nicht so eintreten, wie es wünschenswert wäre. ![]() Immerhin: Ich habe das Gefühl, dass die deutsche Medienwelt sich im Moment nicht mehr ganz so sehr auf's Griechenbashing konzentriert. Das könnte auch wieder zu positiven Besucherzahlen im kommenden Jahr führen. Schöne Grüße Elchi |
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12.10.2012, 22:04
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RE: Situation 2012 vor Ort
(12.10.2012 19:29)Elchi schrieb: Eines bleibt aber festzuhalten: Solange die Griechen nicht an das Geld und die hinterzogenen Steuermilliarden der Oberschicht gehen, wird sich nichts grundlegendes ändern. Und das passiert dann: Zitat:Griechischer Coca-Cola-Abfüller wechselt zum Börsenplatz LondonDie Reichen und die Großkonzerne verlagern ihr Kapital und ihren Sitz einfach ins Ausland. Der einfache Erwerbstätige kann das nicht so einfach tun. |
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15.10.2012, 21:22
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RE: Situation 2012 vor Ort
Hi Dimitri,
wenn schon die Steuern eingetrieben werden, die die letzten Jahre nicht gezahlt wurden, ist Griechenland schon mal viel geholfen. In Einzelfällen wird es immer Unternehmen geben, die in's Ausland gehen. Das ist aber die (populäre) Minderheit. Gibt es in Deutschland ja auch genug, die Ihre Produktion nach China verlagern. Wenn die Masse - in Deutschland "Mittelstand" genannt - aber seine Steuern zahlt, dann ist das nicht weiter tragisch. Und auch in Hellas kann man sich ja in der Bevölkerung mal konsequent zeigen: Keine Produkte von Steuerflüchtlingen kaufen. Wenn's irgendwie geht, kaufe ich selbst auch keine Produkte, auf denen "Made in China" steht. Schönen Gruß Elchi |
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