Ärtzliche bzw. Klinische Versorgung
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18.03.2013, 21:05
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RE: Ärtzliche bzw. Klinische Versorgung
Hallo Polikala,
glaub mir, ich kann Dich sehr gut verstehen. Mein Mann war an MS erkrankt und brauchte in den letzten Jahren für absolut alles Hilfe. Und ich habe ihn ganz allein 24 Std. am Tag versorgt - über Jahre. Unsere Reisen nach Korfu waren Lebenshilfe pur, Balsam für Leib und Seele haben wir immer gesagt. Wenn wir dort waren, gab es keine krankheitsbedingten Termine an jedem Tag der Woche, somit keine "fremden" Personen, die in irgendeiner Form Einfluß auf unseren Alltag, unser Leben nahmen. Es gab nur uns beide und das, worauf wir Lust hatten - auch wenn es nur unter Schwierigkeiten umzusetzen war. Korfu hat uns immer die Kraft gegeben, das nächste Jahr durchzuhalten bei einer Krankheit, die unermüdlich fortschritt und mit allen Folgeerkrankungen immer lebensbedrohlicher. Dafür haben wir - gemäß Tucholskys Ausspruch: "Leben ist immer lebensgefährlich." - Risiken auf uns genommen. Aber auch alle Rettungsleinen ergriffen, deren wir habhaft werden konnten: z.B. kurz vor Hinflug noch einmal durchchecken lassen und das o.k. aller behandelnden Ärzte einholen u. teilweise abgeklärt ob dieser o. jener (gute u. uns bekannte) Arzt auf Korfu auch vor Ort war. Und ich hatte die Zusicherung der Auslandskrankenversicherung, dass mein Mann trotz (!) seiner Vorerkrankung Versicherungsschutz genieße u. rücktransportiert werden würde. Auch ich habe erlebt, dass sich unser Hausarzt ob unseres Mutes von uns verabschiedet hat mit einer tiefen Verbeugung u. Handkuss "als Zeichen der Hochachtung vor Ihrem Lebensmut". Vor vielen Jahren hatten mein Mann und ich eine ernste Unterredung. Wir standen vor der Entscheidung, wie unser weiteres Leben aussehen sollte: "Der" Krankheit leben, ihr alles opfern und ob aller Unwägbarkeiten alles aufgeben, was das Leben lebenswert macht? Wir haben uns, auch angesichts gewisser Risiken, dafür entschieden zu LEBEN. Manchmal jedoch hatte ich vorher mehr Angst als Vaterlandsliebe und hätte vor unserem eigenen Mut den Hut ziehen können. Für mich galt immer: wenn Wolfgang den Mut aufbringt (u. die Folgen einigermaßen abschätzbar sind), kann ich nicht kneifen. Daher kann ich gut nachvollziehen, dass Du wieder nach Korfu willst. Es wird Dir Kraft und Auftrieb geben. Lass die Leute sagen, Du seiest wahnsinnig. Das weißt Du besser! Von mir haben manche gesagt: "Die Frau kann wohl auf gar nichts verzichten, nun schleppt sie den armen, kranken Mann auch noch nach Griechenland." Das wusste mein Mann besser - und alle anderen waren egal. Ich bin sicher, Deine Reise wird so wie unsere sehr gut geplant sein. Du hast Freunde auf der Insel, die sich um Dein Kind kümmern werden, wenn es nötig ist. Auch Du wirst Deine Rettungsleinen ausgeworfen haben. Und noch eines finde ich angesichts Deiner besonderen Situation ganz, ganz wichtig. Du unternimmst etwas mit Deinem Kind, Du schaffst ihm schöne Erinnerungen an Eure gemeinsame Zeit. Das ist etwas Unersetzliches! Selbst wenn Dich die Reise mehr Kraft kosten würde als erwartet, ich glaube, das Risiko ist es wert. Doch wie mir eine Bekannte einmal sagte: „Korfu gibt einem immer das, was man braucht.“ ! (Danke Ute!) Meine Erfahrung sagt das gleiche. Und so wünsche ich Dir, dass es weiterhin aufwärts geht. Nichts ist unmöglich! Und darum wünsche ich Dir und Deinem Kind von Herzen „Gute Reise“! Ate und ihrem Mann jedoch rate ich davon ab, weil ihre Situation so anders ist als Deine . Die Transplantation ist erst kürzlich erfolgt. Bei weiterhin gutem Verlauf der Gesundung können die beiden die Reise auch um ein Jahr verschieben, in eine Zeit also, in der man mit der Situation vertrauter und nicht mehr bei jeder kleinen Veränderung in Panik gerät. Auch das ist mir weiß Gott nicht unbekannt. Ganz herzliche Grüße an Dich und Dein Kind, aber auch an Ate und ihren Mann! Birgit "Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben." |
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